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Das vergangene Jahr war ereignisreich und zeigte, dass unser Kerngeschäft, nämlich die Interessen der gesamten Einwohnerschaft gegenüber der Anwesenheit der Grossraubtiere zu schützen, noch an Aktualität gewonnen hat.

von Rico Calcagnini, Präsident «Vereinigung Lebensräume ohne Grossraubtiere/Graubünden»

Die Sensibilisierung für das Problem Wolf ist inzwischen auch in der nationalen Politik angekommen. Am 15. September wurde dies mit der Standesinitiative des Kantons Wallis «Wolf fertig lustig» im Nationalrat bestätigt. Mit 101 gegen 83 Stimmen wollen unsere Parlamentarier den Wolf bejagbar machen. Auch die Ablehnung des Nationalparkprojektes Parc Adula durch die betroffenen Gemeinden setzte ein Zeichen gegen die Ausweitung der Naturparkgebiete in Graubünden auf über 30% des gesamten Kantonsterritoriums, Grossraubtiere lassen grüssen! Und die jüngsten Schafrisse im Tessin alarmierten auch den Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verband (SAV): Er fordert, den Schutzstatus des Wolfes zu lockern und die Massnahmen für den Herdenschutz besser abzugelten.

Rico Calcagnini, Präsident «Vereinigung Lebensräume ohne Grossraubtiere/Graubünden»

Neoliberale Kreise, unter Mitwirkung der Denkfabrik Avenir Suisse, entwickelten bereits Ende 2004 Konzepte, unrentable Täler als «alpine Brache» sich selbst zu überlassen. Man schlug sogar vor, sie zu entleeren, um Platz für Bären und Wölfe zu machen. Der Präsident von Hotellerie Suisse Herr Züllig doppelte letzten Sommer nach und postulierte, in Graubünden nur noch die vier wirtschaftlich rentablen Bergregionen zu unterstützen. Die Umsetzung solch verheerender Konzepte würde bald zu Situationen führen, wie wir sie beispielsweise in Italien haben. Die neusten Nachrichten aus unserem Nachbarland beziffern die Anzahl Wölfe auf 2000, es handelt sich wohlverstanden zum grösseren Teil um Mischlinge. Sogar der Generalsekretär der Italienischen Vereinigung für Wilderness (AIW) Franco Zunino empört sich über das Resultat des jahrzehntelangen absoluten Schutzes der Wölfe, inklusiv aller möglichen Hybriden und er bezifferte in einer Studie aus dem Jahr 2010 die Anzahl Wölfe in Italien sogar auf 4500 Exemplare.

Vergessen wir dabei nicht, dass die meisten unserer Wölfe aus Italien kommen! In Frankreich sind nach offiziellen Zahlen 2016 mindestens 300 Wölfe unterwegs (wahrscheinlicher sind 400-600) und die Anzahl Risse wird mit fast 10'000 angegeben. Wie der Film von Bruno Lecompte «Die schwerwiegenden Folgen der Wiederkehr des Wolfes in Frankreich» (https://youtu.be/sT_2iv3QwtE) gut aufzeigt, funktioniert der Herdenschutz schlecht, die Wölfe gewöhnen sich schnell an die Schutzmassnahmen und entwickeln laufend neue Strategien. In Deutschland spricht man von 500 Wölfen, Tendenz rasant steigend. Bei diesem Rhythmus könnten es im Jahr 2021 über 1000 sein und 2025 über 2000.

Fazit: Dieser Exkurs ins nahe Ausland zeigt, wie prekär die Situation rund um die Schweiz ist und soll uns darin bestärken, den Widerstand gegen die ungebremste Vermehrung der Grossraubtiere unbedingt weiterzuführen. Unser Leitsatz lautet auch in Zukunft: «Wehret den Anfängen!»

Mit der eindrücklichen Gründerversammlung der «Vereinigung zum Schutz der Jagd- und Nutztiere vor Grossraubtieren» der Innerschweiz in Rothenthurm, mit über 500 Teilnehmenden, sind unsere im Dachverband «Lebensraum Schweiz ohne Grossraubtiere» organisierten Vereine auf sieben gewachsen und vertreten 14 Kantone. Wenn wir bedenken, dass unsere Vereinigung als «Territorio senza grandi predatori» erst im Jahr 2013 im Puschlav gegründet wurde, nachdem das Tal vom Bären M13 ein Jahr lang terrorisiert worden war, müssen wir den beschrittenen Weg bis heute als Erfolgsgeschichte bezeichnen. Wir machen weiter!

Buchen, Februar 2017

 

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