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Die Situation mit dem Wolf in Graubünden und schweizweit lässt nichts Gutes erahnen. Die Anzahl nimmt ständig zu und kann mit den heutigen Schutzmassnahmen nicht gebremst werden. Die betroffenen Bauern fühlen sich machtlos. Der Wolf ist auf dem gesamten Territorium präsent und kommt den Menschen immer näher, er zirkuliert in Siedlungen, attackiert auch geschützte Tiere, sogar Hunde in Begleitung von Menschen.

 Der Kanton Graubünden hat die Gefahr erkannt und mit dem Abschuss eines auffälligen Wolfes reagiert, ohne eine Bewilligung des BAFU einzuholen. Er stützte sich dabei auf die sogenannte «polizeiliche Generalklausel» aus dem Bundesrecht.

 Die ständige Angst vor Wolfsattacken, immer neue Schutzmassnahmen, vermehrte Kontrollen, schlaflose Nächte usw. haben die betroffenen Hirten und das Alppersonal an den Rand der Erschöpfung getrieben. Viele brachen deshalb letztes Jahr die Sömmerung frühzeitig ab, was zusätzliche Kosten mit sich bringt. Aus einem Bericht des Präsidenten und des Aktuars der Alpgenossenschaft Tambo geht z.B. der Mehraufwand hervor, der für die Alp Tambo und das Felsberger Älpli durch die Präsenz des Wolfes entstanden ist. Die zusätzliche Betreuung und die Rettung der in Panik geratenen Tiere, (etwa 150 Kälber, Rinder, Mutterkühe und Milchkühe) ergaben im Sommer 2021 insgesamt Kosten von 27'500 Fr.

 Ein Gutachten vom Juni 2021, welches der Bauernverein Surselva in Auftrag gegeben hatte, kommt zum Schluss, dass die steigende Wolfpräsenz das Eigentum der Bergbauern, sowie ihre körperliche und seelische Unversehrtheit bedroht. Dass die Anzahl der Risse 2021 stabil geblieben ist, hat sicher u.a. mit den aufwendigen Schutzmassnahmen zu tun, aber auch mit der späten Beweidung, den Alpweiden, die wegen den vielen Wolfsattacken nicht mehr benutzt wurden und der vermehrten Einpferchung oder sogar Einstallung der Nutztiere.

 Bereits zum fünften Mal nahm unser Verein, zusammen mit den Bauernvereinen der Surselva am 17. September am internationalen Solidaritätstag für die von den Wölfen Geschädigten mit einem Dutzend Mahnfeuer in der Surselva und in Poschiavo teil. Zu erwähnen sind auch die Aktionen mit Plakaten und Flyern im Tessin, Wallis und Graubünden während der Tour de Suisse im Juni.

 Im November wurde eine Delegation unserer Vereine zusammen mit den Vertretern der IG-Sicherheit Monika Rüegger und Benjamin Roduit von der Direktorin des BAFU in Bern empfangen. Wir konnten unsere Sorgen zur katastrophalen Entwicklung der Situation mit den massiven Wolfsattacken vorlegen und unsere Forderungen stellen. Unsere Dachorganisation änderte letztes Jahr aus taktischen Gründen ihren Namen auf Verein Schweiz zum Schutz der ländlichen Lebensräume vor Grossraubtieren. An der GV vom 7. Mai in Cazis passten wir unsern Namen an: Bündner Verein zum Schutz der ländlichen Lebensräume vor Grossraubtieren. Inzwischen führt Jörg Beck, trotz der Kündigung des Mandats durch die SAB, selbständig die Leitung unserer Geschäftsstelle weiter.

 Dem Dachverein sind nach wie vor sechs kantonale und regionale Vereine angeschlossen (Graubünden, Wallis, Tessin, Ostschweiz, Waadt und Innerschweiz), die sich für die aktive Regulierung der Grossraubtiere einsetzen, mit dem Ziel der Erhaltung und Förderung der Weidetierhaltung und der Alpwirtschaft. Eine zentrale Aufgabe ist die regionale und nationale Vernetzung mit anderen Partnern und der Einbezug der Parlamentarierinnen und Parlamentarier.

 Die von unserem Dachverein angeregte und ins Leben gerufene IG-Sicherheit - ein Zusammenschluss von über 30 Parlamentariern vorwiegend aus Bergkantonen -, leistete in der Frühlingssession bereits gute Arbeit. Sie hat in beiden Räten zum Zustandekommen eines Nachtragskredits von 5.7 Mio Fr. beigetragen.

 Es geht um die Finanzierung von Sofortmassnahmen zum Schutz der Nutztiere vor dem Wolf bei der Sömmerung 2022. U.a. unterstützt die IG-Sicherheit einige parlamentarische Vorstösse für die Ausarbeitung einer neuen Vorlage zur Revision des Jagdgesetzes, welche die dringend notwendige Regulierung der Wolfbestände ermöglichen soll. Wir hoffen auf eine Behandlung dieses Geschäftes in der Frühlingssession des Parlaments 2023.

 Unser Verein beteiligt sich personell und finanziell am Dachverein, u.a. mit einem jährlichen Beitrag von 15 Fr. pro Mitglied. Dies ist sehr wichtig, weil nur zusammen sind wir stark!

Im April 2022, Rico Calcagnini, Buchen