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Weil der Wolf sich immer weiter ausbreitet, brodelt es in den Bündner Tälern, und über allem steht eine grosse Frage: wie viel Wildheit verträgt das Land?
von Dominic Wirth
Älpler Willi Illien auf der Alp Tomül.
Bilder: Alex Spichale
Irgendwo da oben treiben sie sich herum. Streifen um die Felsen. Stellen sich ab und zu auf einen Grat, um ihn und seine Tiere zu beobachten. «Die Wölfe haben uns im Auge, ganz sicher», sagt Willi Illien und lässt den Blick schweifen, zu Berggipfeln und grüne Weiden, auf denen sich weisse Punkte tummeln. Der Wolf lässt dem Älpler keine Ruhe, Tag und Nacht denkt er an ihn. Und wenn er doch einmal Schlaf findet, dann wacht er bald wieder auf, obwohl er doch eigentlich so müde ist. So unglaublich müde.
Seit 27 Jahren schon kommt Willi Illien jeden Sommer auf die Alp Tomül, sie liegt in den Bündner Alpen, 2179 Meter über Meer, am Übergang vom Safien- ins Valsertal.
Hier treibt der Wolf sein Unwesen.
Zwei Ställe aus altem Stein, eine Hütte mit einer kleinen Küche und einem Wohnzimmer: das ist das Reich von Illien und seiner Frau, von Juni bis September. "So kann es nicht weitergehen", meint Illien. Er sagt, seine Alp sei die schönste im ganzen Kanton. Aber er sagt auch, so wie jetzt könne es nicht weitergehen.
In der Surselva ist es ein Sommer wie kein anderer
Die Alp Tomül steht in einem kleinen Talkessel, grüne Weiden umrahmen sie und steile Felswände; über den Talboden zieht sich ein Bach. Vor ein paar Tagen klebte dichter Nebel über der Alp. Es war Nachmittag, gegen 16.30 Uhr, als es wieder passierte: ein totes Schaf auf der Weide, der Körper aufgerissen. Der Wolf, eindeutig. Bald fand Illien noch zwei weitere Tiere, am Leben zwar, aber schwer verletzt. Das eine mit tiefen Wunden in den Hinterbeinen. Das andere mit Bissspuren am Ohr.
Wenn die Bauern im Juni ihre Tiere Willi Illien anvertrauen, damit der sie über den Sommer auf die Alp bringt, dann werden diese Kühe und Schafe für ein paar Monate zu seinen Tieren. Der 68-Jährige will sie beschützen. Und wieder heil ins Tal zu bringen. 450 Schafe waren es dieses Jahr.
195 Rinder und Kälber hat er dieses Jahr über die steilen Pfade auf die Alp getrieben und 450 Schafe. Doch wenn er sich im Herbst auf den Weg zurück ins Tal macht, werden es weniger sein. 30 Schafe habe der Wolf ihm dieses Jahr schon genommen, sagt Illien - trotz der zwei Herdenschutzhunde, welche die Tiere beschützen sollen. So viele Schafe wie heuer hat Illien in all seinen Jahren auf der Alp Tomül zuvor zusammen nicht verloren.
Er trägt schwere Schuhe, ein Feldstecher hängt über der Schulter. Seine Haut ist sonnenverbrannt, der Bart lang und struppig. Illien ist ein rauer Mann, wenn er verärgert ist, schimpft er mit Menschen und Tieren. Aber wenn er über die Schafe spricht, die er heuer verloren hat, dann bricht seine Stimme. Dann hält er die Hand vors Gesicht, um die wässrigen Augen zu verbergen.
In all den vielen Jahren war der Wolf nie ein Thema für Illien. Doch nun prägt das Tier sein Leben, wühlt ihn auf. «Einen Sommer wie diesen habe ich noch nie erlebt», sagt er. Und das gilt nicht nur für ihn. Sondern auch für viele andere Bündner Bauern und Hirten. Denn die Zahl der Wölfe steigt im Kanton gerade rasant an. Christa Buchi ist die Präsidentin des kantonalen Älplervereins. «Wir sind angespannt und verunsichert», sagt sie.
Die Einstellung zum Wolf verändert sich
Keinen anderen Kanton hält der Wolf derzeit so in Atem wie Graubünden. Besonders gilt das für die Menschen in der Surselva, wo auch die Alp Tomül liegt. Martin Candinas, der Bündner CVP-Nationalrat, kennt die Gegend gut; er ist dort aufgewachsen und bis heute eng mit ihr verbunden.
Martin Candinas, Bündner CVP-Nationalrat
Der Wolf sei ein riesiges Problem, sagt Candinas Er treibe die Leute aktuell gleich um wie Corona. Und fügt an, das solle aber nicht so verstanden werden, dass man das Virus nicht ernst nehme.
Wenn die Schweizer Bevölkerung Ende September über das neue Jagdgesetz abstimmt, das einen anderen Umgang mit dem Wolf vorsieht, dann geht es für viele Menschen in der Surselva und in anderen Berggebieten auch darum, wie ernst man unten in den Städten ihre Sorgen nimmt.
Auf Facebook gibt es seit Anfang Jahr eine Gruppe, die sich «Surselva Wolf» nennt, Mitgliederzahl aktuell: 1534. «Medel Lucmagn, Alp Gannaretsch: 6 Schafe durch Wolf gerissen», steht dort zum Beispiel; es ist einer von vielen solchen Einträgen. «Wo führt das noch hin», hat darunter jemand geschrieben. Die Gruppe ist entstanden, weil die Menschen in der Region sich lieber gegenseitig informieren, statt auf Behörden und Medien zu vertrauen. Das zeigt, wie es in der Surselva gerade zu und hergeht.
Natürlich denken lange nicht alle in Graubünden so. Und doch ist etwas in Bewegung geraten. Den Wolf hat man im Bündnerland lange weniger feindselig betrachtet als im Wallis. Dort liess ein Nationalratskandidat schon 2015 den Slogan «Für ein Wallis ohne Wolf» auf sein Wahlplakat drucken. Die Bündner waren da lange gelassener, doch nun brodelt es im Kanton. Ein altes Bild flammt da und dort wieder auf: das des bösen Wolfs - ein wenig so, wie es im Märchen von Rotkäppchen transportiert wird. Und über allem schwebt eine grosse Frage, die für das ganze Land von Belang ist: Wie wild soll die Schweiz noch sein? Und was ist uns das wert?
Die schwierige Aufgabe des Wolfsmanagers
Der Weg von der Alp Tomül bis in die Kantonshauptstadt Chur ist weit, zwei Stunden zu Fuss, dann noch eine mit dem Auto. Dort sitzt Adrian Arquint in seinem Büro. An den Wänden hängen Zeichnungen von Gemsen und Steinböcken. Doch es ist der Wolf, der gerade Arquints Arbeitstage taktet.
Der 49-Jährige leitet das Bündner Amt für Jagd und Fischerei, und wahrscheinlich gibt es gerade im ganzen Kanton keinen undankbareren Job. Arquint ist der Mann, der den Wolf managen soll. Und das ist in diesem Jahr zu einer riesigen Aufgabe geworden. Vor zwei Wochen entdeckten Wildhüter im Albulatal ein weiteres Rudel; es ist das siebte insgesamt im Kanton und das dritte neue allein in diesem Jahr.
Als der Wolf in den 1990-Jahren nach über 100 Jahren wieder nach Graubünden zurückkehrte, glaubten die Behörden zuerst nicht, dass der Wolf bleiben wird. Und schon gar nicht, dass sich neue Rudel bilden würden in diesem Gebiet, das zuweilen wild und abgelegen wirkt, vom Menschen aber sehr intensiv genutzt wird. Heute sind im Kanton rund 60 Wölfe unterwegs, wenn man die Welpen mit einrechnet.
Vielleicht auch mehr. So genau kann das niemand sagen, selbst Adrian Arquint, der Wolfsmanager, nicht. «Wir wissen nicht alles, das geht auch gar nicht, wir haben es schliesslich mit einem scheuen, sehr anpassungsfähigen Wildtier zu tun», sagt er.
Nachts ist der Wolf gerne unterwegs.
Die meisten Wölfe leben in der Surselva. Amtsleiter Arquint sagt, es handle sich um eine «völlig neue, einzigartige Entwicklung: der Wolf im kleinräumigen, strukturierten Raum, damit kennen wir uns noch nicht aus», sagt er. Die Region ist zu einem gewaltigen Freiluftlabor geworden. Die Bedürfnisse von Älplern, Bauern, Touristen prallen auf die eines wilden Tiers, das lange fast vollständig aus dem Land verschwunden war.
Adrian Arquint erlebt gerade, wie viel Zündstoff das birgt. «Die aktuelle Situation mit der schnellen Zunahme der Wolfspopulation ist schwierig und überfordert Landwirte und Gemeinden», sagt er. Er stellt fest, dass die Bereitschaft, mit dem Wolf zusammenleben, in Graubünden sinkt. Und er glaubt, dass diese Entwicklung auch in anderen Teilen der Schweiz bevorsteht, wenn der Wolf sich dort verbreitet.
Wie weiter also? Für Adrian Arquint ist klar: Kantone, in denen der Wolf sich ausbreitet, brauchen bessere Instrumente, um das Zusammenleben zu steuern. Damit meint der Amtsleiter auch die Möglichkeit, bei Wölfen mit problematischen Verhalten schneller eingreifen und den Wolfsbestand regulieren zu können.
Das neue Jagdgesetz sieht diese Möglichkeit vor. Unter bestimmten Bedingungen dürften die Kantone dann früher eingreifen und Wolfsrudel schon dann verkleinern, wenn Schaden erst droht - und nicht bereits entstanden ist. «Der Wolf darf sich nicht zu stark an den Menschen gewöhnen. Das können wir mit gezielten Eingriffen sicherstellen», sagt Arquint. Es gehe dabei keinesfalls darum, den Wolf auszurotten – sondern darum, die Bestände zu kontrollieren.
Beim Herdenschutz neue Wege gehen
Als das Jagdgesetz im Parlament behandelt wurde, gehörte Silva Semadeni zu jenen, die es am energischsten bekämpften.
Silva Semadeni kämpft seit Jahren für den Naturschutz (Stahl Photographie Gmbh / stahlphoto.ch)
Bis letztes Jahr sass Semadeni für die SP im Nationalrat. Ihr wichtigstes Thema war stets der Naturschutz; 16 Jahre lang stand sie an der Spitze von Pro Natura. Auch jetzt, mit 68 Jahren, treibt die Bündnerin das Thema noch um.
Semadeni sagt, es tue ihr sehr leid, was Älpler Illien auf der Alp Tomül widerfahren sei. Aber vom neuen Jagdgesetz hält sie nichts. Es gab eine Zeit, in welcher der Wolf in die Schweiz mit aller Macht verfolgt wurde, mit Gewehren, mit Fallen und Giften. Ende des 19. Jahrhunderts war er ausgerottet. Semadeni sagt, das neue Gesetz sei das Machwerk jener, die sich diese Schweiz ohne grosse Raubtiere zurückwünschen. Der Weg, den sie einschlagen will, ist ein anderer. «Es stört mich, wenn alles, was den Menschen stört, weg muss», sagt sie. Das sei ein rückwärtsgewandtes, nur auf Nutzung getrimmtes Verständnis von Natur, ohne Rücksicht auf die Artenvielfalt.
Semadeni ist im Puschlav aufgewachsen, ihre Eltern hatten einen kleinen Bauernhof. Im Sommer wurde die Schafherde in die Berge getrieben. Und dann bis im Herbst alleine gelassen. Das, sagt Semadeni, gehe nun, da der Wolf zurück sei, nicht mehr.
Was sie mit der Anekdote sagen will: der Mensch muss den Wolf nicht zurückdrängen. Sondern einen Weg finden, sich mit ihm zu arrangieren. Und dieser Weg besteht für die ehemalige Politikerin darin, den Herdenschutz weiter auszubauen. Mit Zäunen, mit Herdenschutzhunden, «und wenn nötig mit noch mehr Unterstützung», sagt sie. Dass pro Wolf immer weniger Nutztiere gerissen werden, ist für sie ein Beweis dafür, dass Herdenschutz funktioniert – wenn er denn richtig gemacht wird.
Die Drohung der Älpler
Auf der Alp Tomül hat Willi Illien einen Teil seiner Schafe neben den Ställen eingepfercht, um sie vor dem Wolf zu schützen.
Der Herdenschutz wurde ausgebaut.
Die andere, zweite Herde, die immer noch unter dem Berggipfeln auf der Weide grast, zäunt er jetzt besser ein. Er hat den Herdenschutz ausgebaut. Sechs Stunden arbeitet er dafür jeden Tag zusätzlich. Wenn der 68-Jährige über die Weiden geht, zieht er ein Bein nach. Die weiten Wege, die er nun zusätzlich über Stock und Stein gehen muss, zehren an seinem Körper.
Illien sagt, er tue, was er könne, um seine Tiere zu schützen. Aber irgendwann werde der Aufwand zu gross, «und dann gehe ich lieber nicht mehr auf die Alp». Es ist eine Warnung, die man auch als Drohung verstehen kann und die gerade viele Älpler formulieren: dass der Wolf die Alpwirtschaft bedrohe, diese jahrhundertealte Schweizer Tradition. Und dass die Alpen bald verwaisten, die Weiden vergandeten, wenn es so weitergehe.
Illien hofft auf ein Ja zum neuen Jagdgesetz. Und erwartet von den Behörden, dass sie dem Wolf dann auf den Pelz rücken, «und zwar rigoros». Es ist ein Vorgeschmack darauf, wie gross der Druck auf die kantonalen Behörden werden dürfte, wenn sie den Umgang mit dem Wolf selbst regeln können.
Illien ist müde, und er ist auch wütend. Wütend auf die Behörden, die ihm zu wenig helfen. Wütend auf die Politiker, die ihn zu wenig ernst nehmen. Wütend auf die Menschen im Unterland, die nur an den Wolf denken – und nicht an Leute wie ihn, die tatsächlich mit ihm leben müssen. Wütend auf den Wolf, der seine Schafe reisst. Und sie dann liegenlässt, statt sie zu fressen. Er sagt, ein Jahr wie dieses schaffe er nicht noch einmal. Es gibt für ihn nur eine Lösung: Entweder der Wolf. Oder er.
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Am 27. September 2020 werden wir über die Zukunft der Jagd abstimmen. Verschiedene Tier- und Naturschutzorganisationen haben gegen das revidierte Jagdgesetz das Referendum ergriffen. Wir vom Komitee Pro Jagdgesetz sind vom neuen Gesetz überzeugt: Es schafft mehr Sicherheit für Tier, Natur und Mensch , fördert die Artenvielfalt, verstärkt den Schutz der Kulturlandschaft und ermöglicht die Pflege der Jagd auf fortschrittliche Art und Weise.
Wir werden die Abstimmung über das neue Jagdgesetz aber nur gewinnen, wenn möglichst viele sich dafür einsetzen. Auch Ihr Engagement ist wichtig: Helfen Sie uns im Kampf für ein fortschrittliches Jagdgesetz mit mehr Sicherheit für Tier, Natur und Mensch.
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Am 17. Mai kommt das revidierte nationale Jagdgesetz zur Abstimmung. Für Graubünden ist von zentraler Bedeutung, dass das Jagdgesetz nach 32 Jahren an die heutigen Gegebenheiten angepasst wird.
G A S T K O MM E N TA R von Martin Candinas in der Bündner Zeitung über die nationale Abstimmung vom 17. Mai
Das neue Jagdgesetz nützt Tier, Natur und Mensch. So werden überregionale Wildtierkorridore festgeschrieben, was sowohl die natürliche Wanderbewegung von Wildtieren sicherer macht, wie auch mögliche Schäden für Land- wie Forstbesitzer reduziert. Auch ermöglicht das Gesetz finanzielle Unterstützung für Arten- und Lebensraumforderung in Wildtierschutzgebieten sowie Wasser- und Zugvogelreservaten.
Das neue Jagdgesetz wird auch klare Regeln im Umgang mit dem Wolf schaffen. Die vorgesehene Regulierung ist ein Kompromiss zwischen den extremen Forderungen wie die volle Jagdbarkeit und dem heutigen fast totalen Schutz. Die Frage Pro oder Contra Wolf stellt sich mit diesem Gesetz nicht. Vielmehr geht es um die Frage: Wollen wir die rasche Zunahme der Rudelbildung in den Bergregionen der Schweiz einfach so ungebremst hinnehmen? Oder wollen wir steuernd eingreifen, sodass wir scheue Wölfe haben, welche die Dörfer, die Menschen und seine Nutztiere sowie den Herdenschutz respektieren? Für mich ist klar, dass die Kantone die Möglichkeit er halten müssen, bei Bedarf sorgfältig steuernd einzugreifen. Damit erhöhen wir die Sicherheit für die Menschen, aber auch die Akzeptanz des Wolfes. Die Wildhüter der Kantone - es sind nicht die Jager - müssen mehr Kompetenzen erhalten. Das Wildtiermanagement beim Steinbock zeigt auf, dass die·Kantone bereits viele Jahre ihre Verantwortung im Umgang mit einer geschützten Tierart sehr wohl wahrnehmen.
Wenn wir immer wieder hören, dass Herdenschutzhunde eingesetzt werden sollen, so bin ich damit grundsätzlich einverstanden. Der Herdenschutz funktioniert aber nur, wenn die Wölfe scheu bleiben. Die Erfahrung zeigt - dies wurde uns auch vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) bestätigt. - dass die Wolfsrudel lernen, diese Massnahmen zu umgehen. Die Wölfe bleiben nur scheu, wenn sie durch einzelne Abschüsse lernen, dass sie den Menschen und seine Einrichtungen meiden sollen. Mit der Revision des Jagdgesetzes wird der Herdenschutz keinesfalls geschwächt oder gar abgeschafft. Im Gegenteil! Er wird gestärkt, weil zukünftig nur noch Schaden bezahlt werden, wenn die Landwirte die zumutbaren Herdenschutzmassnahmen ergriffen haben. -
Es geht aber nicht nur um die Landwirtschaft, sondern auch um die Attraktivität unserer Bergregionen für unsere einheimische Bevölkerung, aber auch für den Tourismus!
Der Wolfsbestand ist in den vergangenen Jahren sehr stark angewachsen und wird weiter zunehmen. Das bereitet grosse Sorgen und Ängste. Aufgabe der Politik ist es, rechtzeitig zu handeln. Agieren statt reagieren. Das Parlament hat dies gemacht. Wir haben eine massvolle Lösung für eine echte Herausforderung. Der Wolf bleibt auch mit dem neuen Gesetz geschützt, der Bestand wird von den Wildhütern der Kantone so gesteuert, dass wir scheue Wolfe haben, die nicht in die Dörfer kommen und die den Herdenschutz respektieren.
Das neue Gesetz ist ein typisch helvetischer Kompromiss, der auch sehr viele Bestimmungen für den Arten- und Lebensraumschutz sowie für den Tierschutz beinhaltet .Sollte das Gesetz abgelehnt werden, beginnt die Debatte von vorne. Dies mit viel tieferen Gräben zwischen Schutz- und Nutzanliegen und zwischen Stadt und Land. Dies müssen wir verhindern. Darum empfehle ich Ihnen ein deutliches Ja zum neuen Jagdgesetz!
MARTIN CANDINAS ist seit2011 CVP-Nationalrat. Er wohnt in Chur und Rabius.
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Im vergangenen Jahr konkretisierten sich unsere Befürchtungen bezüglich Verbreitung des Wolfes in unserem Kanton weiter: Zusätzlich zum Calandarudel und zum westlich angrenzenden Ringelspitzrudel (Surselva), das bereits im letzten Jahr Nachwuchs hatte, bildeten sich zwei weitere Rudel, eines im Gebiet des Beverin und ein weiteres im Gebiet Obersaxen Mundaun. Mit nun über 30 Wölfen im Kanton, nahm auch die Zahl der Nutztierrisse weiter zu und viele Tierhalter sehen sich mit grossen Problemen konfrontiert.
von Rico Calcagnini, Präsident
Positiv zu vermelden ist die gelungene Informationsveranstaltung «Der Wolf ist überall» vom 17. Mai in der Arena Cazis, die auf Initiative unseres Vereins, zusammen mit dem Bündner Bauernverband, dem Schafzuchtverband, dem Ziegenzuchtverband und dem Älplerinnen- und Älplerverein stattgefunden hat. Es kamen über 300 Interessierte. Mit grosser Mehrheit wurde eine Resolution an die Bundesrätin Simonetta Sommaruga und an den Direktor des BAFU Marc Chardonnens verabschiedet. Darin werden sie aufgefordert, mehr Verantwortung zu übernehmen in verschiedenen Bereichen, welche die Probleme mit den Grossraubtieren betreffen.
Wie in den letzten beiden Jahren engagierten wir uns im September 2019 an der europaweiten Solidaritätsaktion mit der Bevölkerung, die an den von Grossraubtieren verursachten Schäden leidet. In Graubünden organisierten wir zwei Mahnfeuer: in Pany, Prättigau und auf der Alp Sassiglione oberhalb von Poschiavo.
Seit Juni hat der Plantahof mit dem vom Amt entworfenen Meldesystem per SMS begonnen. Damit wurden Wolfsbeobachtungen und Attacken den Tierhaltern in den betroffenen Regionen gemeldet. Wir bekamen damit einen besseren Überblick über die Wolfsrisse während der Sommermonate. So wussten wir beispielsweise, dass von Mitte Juni bis Mitte September mindestens 115 Schafe und Geissen vom Wolf gerissen wurden – eine Folge der Rudelzunahme. Nach dieser katastrophalen Bilanz hat das Bundesamt für Umwelt auf Antrag des Kantons den Abschuss von vier jungen Wölfen bewilligt. Drei wurden abgeschossen, ein vierter wurde von einem Auto erfasst und musste schwer verletzt erlegt werden.
In diesem Jahr nahm die politische Debatte um den Schutz der Grossraubtiere eine wichtige Hürde: Nach vielen Beratungen wurde am 27. September das revidierte eidgenössische Jagdgesetz vom Parlament angenommen. Leider haben Natur- und Tierschutzorganisationen (WWF Schweiz, Zoo Schweiz, Pro Natura, Gruppe Wolf Schweiz, Bird Life Schweiz, Schweizer Tierschutz, usw.) das Referendum ergriffen dagegen. Die Gegner des Gesetzes sind gut aufgestellt: sie sammelten in nur zwei Monaten 70'000 Unterschriften, sie sind online und offline kampagnenerprobt und mit hunderttausenden von Mitgliedern sehr finanzstark. Befürworter des Gesetzes, das voraussichtlich am 17. Mai zur Abstimmung kommt, sind: JagdSchweiz, Schweiz. Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete SAB, Schweiz. Bauernverband SBV, Schweizer Alpwirtschaftlicher Verband, AGORA (welscher Bauernverband), Schweiz. Schafzuchtverband, Schweiz. Ziegenzuchtverband, Mutterkuh Schweiz, Vereinigung Lebensraum Schweiz ohne Grossraubtiere, Schweizerischer Gewerbeverband ua.
Trotz vielen Befürwortern wird es nicht einfach sein und viel Einsatz benötigen, die Mehrheit der Bevölkerung zu überzeugen (kein Ständemehr): die Jagd ist in der Bevölkerung akzeptiert und in ländlichen Gebieten gut verankert, wir haben gute Argumente und ein grosses Potenzial an Leuten, die sich aktiv am Abstimmungskampf beteiligen können, z.B. Jäger, Bauern, Grossraubtierkritiker, Bergler, Älpler, Tierzüchter, Bergliebhaber. Unsere Vereinigung ist mit ihrer Dachorganisation Lebensräume Schweiz ohne Grossraubtiere, die ihre Geschäftsstelle bei der SAB in Bern unterhält, gut vernetzt. Die Abstimmungskampagne wird von JagdSchweiz, SAB und SBV geleitet.
Jedes Vereinsmitglied kann sich an der Kampagne aktiv beteiligen, z.B.:
• mit der Einzahlung eines zusätzlichen Beitrages zu den 30.- SFR Mitgliederbeitrag;
• mit Leserbriefen in den lokalen Zeitungen;
• mit der Weitergabe von Informationen in Familie, Verwandtschaft und im Freundeskreis;
• mit der Aufforderung an alle Bekannte abstimmen zu gehen;
• mit der Teilnahme an Verteilaktionen von Flugblättern.
Das Gesetz ist modern und zukunftsorientiert, weil es endlich die Grundlagen schafft, Grossraubtiere zu regulieren. Die Kantone erhalten dafür mehr Kompetenzen und können die Raubtiere unter bestimmten Bedingungen zum Abschuss frei geben, bevor sie grosse Schäden anrichten, wenn nötig auch in Wildschutzgebieten (wie es bei anderen jagdbaren Arten bereits der Fall ist).
Weitere Informationen sind laufend auf der offiziellen Home-Page des eidgenössischen Abstimmungskomitees Pro Jagdgesetz: www.ja-jagdgesetz.ch
Wir sind zuversichtlich, dass es uns mit der Kampagne gelingen wird, einen wichtigen Beitrag für den Schutz von Menschen, Tieren und Natur zu leisten, unabhängig davon, ob wir die Abstimmung gewinnen oder nicht. Wir bleiben in jedem Fall am Ball!
Buchen, Januar 2020 Rico Calcagnini, Präsident
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- Freitag 21. Februar 2020,
- 19.30 Uhr, Hotel Zarera,
- 7742 Sfazù Poschiavo
Traktandenliste:
- 1. Begrüssung
- 2. Wahl der Stimmenzähler
- 3. Bestätigung der Traktandenliste
- 4. Protokoll der ordentlichen Generalversammlung vom 29.3.2019
- 5. Bericht des Präsidenten
- 6. Bericht des Kassiers
- 7. Bericht der Revisoren
- 8. Rücktritte/Wahlen (Wahl eines zweiten Delegierten in die nationale Vereinigung)
- 9. Budget 2019
- 10. Jahresbeiträge 2020
- 11. Vorgesehene Aktivitäten 2020/2021
- 12. Volksabstimmung über das revidierte Jagdgesetz
- 13. Diverses
- 14. Präsentation von Livio Luigi Crameri zugunsten der Züchter und der Bergen
Der Vorstand schlägt vor, die Jahresbeiträge unverändert zu belassen: Für Einzelmitglieder 30.- und für Kollektivmitglieder 100.- CHF.
Wir bitten alle Mitglieder, den Jahresbeitrag und willkommene Spenden für die Unterstützung der Kampagne Pro Jagdgesetz auf unser Postkonto einzubezahlen. Auch versäumte Beiträge aus dem Jahr 2019 sind willkommen.
Wir bitten im weiteren die Mitglieder, die inzwischen eine E-Mail Adresse haben, uns diese mitzuteilen, wir sparen dabei Portospesen und können kurzfristig wichtige Meldungen weiterleiten.
Mit freundlichen Grüssen
Für den Vorstand: Rico Calcagnini, Präsident
Mario Costa, Aktuar
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